Ohne Schulen keine Energiewende!
Die Energiewende findet entweder in den Köpfen statt oder sie wird nicht gelingen – eigentlich eine Binsenwahrheit. Dennoch steht auch hier, wie bei den meisten Verhaltensänderungen, ein Lernprozess und damit eine Herausforderungen an die Schulen im Raum. Zum einen, weil junge Menschen ausgetretene Pfade gar nicht erst betreten müssen, um zu sehen, dass sie ins Nichts führen. Zum zweiten, weil auch (staatliche) Bildungseinrichtungen sich nicht einfach auskoppeln können, wenn sich eine ganze Gesellschaft von über Jahrzehnten (Energiebereitstellung durch Großkraftwerke) um nicht zu sagen Jahrhunderten (Verbrennung fossiler Ressourcen) gefestigten Verhaltensweisen und deren Wirtschaftsform verabschiedet. Vielmehr ist es Aufgabe einer Schule, jungen Leuten das Rüstzeug für diesen nicht immer einfachen Umwandlungsprozess mit auf den neuen Weg zu geben.
Die Betriebe brauchen energiebewusste Fachleute …
Die Möglichkeit dies über Lehrplanänderungen zu erreichen, ist sicherlich gegeben, dauert aber sehr lange – wahrscheinlich zu lange. Wir haben uns deshalb als Berufsschule in diesem Pilotprojekt dazu entschlossen, ein Zusatzangebot zu schaffen, das den immer dringlicher werdenden Bedürfnissen unserer Betriebe entgegenkommt, über die Begrenzung der Energiekosten ihre (internationale) Wettbewerbsfähigkeit und damit die Arbeitsplätze ihrer Mitarbeiter zu erhalten. Gleichzeitig könnte mehr Wissen über Energieeffizienz gesellschaftliche Diskussionen versachlichen und politische Entscheidungen beschleunigen, was am Ende wieder wirtschaftliche Bedeutung hätte. Eines sei an dieser Stelle neidlos erwähnt: Die allererste Anregung, jungen Leuten ein derartiges Bildungsangebot zu machen, kam nicht vor der Schulseite – sie kam von unserem Partner, der IHK Schwaben und wurde an die Regierung in Augsburg gerichtet. Und dafür gab es, und gibt es immer noch, Gründe, die überall Gültigkeit besitzen. Neben den stetig steigenden Energiekosten war es auch die Feststellung, dass die IHK eigenen Energieberater weder alle Mitgliedsbetriebe bedienen konnten, noch bei denen, die bedient wurden, die richtigen Ansprechpartner fanden, um die Potentiale wirklich zu nutzen.
… und wir bilden Sie aus!
Am Ende eines intensiven Dialogs zwischen der Kammer und Vertretern der Berufsschule Mindelheim stand dann ein Gemeinschaftsprojekt in Form einer 40-stündige Zusatzqualifikation für Auszubildende aller Ausbildungsrichtungen außerhalb des regulären Unterrichts. Von der Sinnhaftigkeit dieses Ansatzes konnte auch das Staatministerium für Bildung, Kultus, Wissenschaft und Kunst überzeugt werden, das den Auftrag erteilte, diesen Kurs in einer dreijährigen Erprobungsphase so zu entwickeln, dass die Inhalte so – oder zumindest so ähnlich – an jeder bayerischen Berufsschule angeboten werden können. Man könnte also sagen, dass das Ziel des Kurses nicht der Spezialist auf irgendeinem Gebiet ist, sondern eher der auf dem breiten Feld der Energie gebildete Mitarbeiter. Einer der sieht, wo die Firma Geld verliert, weil Energie verschwendet wird, anstatt verwendet zu werden. Und so umfasst der Kurs Einheiten über energiesparendes Bauen genauso wie über Druckluftsysteme, Beleuchtung, Wärmepumpen, Solarenergienutzung, eine Exkursion in eine vorbildliche Firma, systemisches Denken bis hin zu dem Thema „Wie-sag-ich’s-meinem-Chef“…. eben alles, was man braucht, um eine erste Energieberatung so erfolgreich zu bewältigen, dass es sich für die Firma aufgrund einer soliden Datenbasis offensichtlich lohnt, aktiv zu werden.
Die Ersparnisse z, B. beim Wechsel von Heizungspumpen oder alten Beleuchtungseinrichtungen toppen dabei jede Geldanlage bei einer Bank. Selbstverständlich sollten die Kursteilnehmer dann auch als die dringend benötigten Ansprechpartner in der Firma für evtl. noch nötige professionelle Energieberater fungieren. Deshalb bietet die IHK auch jeder Firma eines teilnehmenden Lehrlings eine kostenlose Energieberatung durch professionelle Energieberatungsbüros unter Mitwirkung des Kursteilnehmers an. Diese lernen, wie man händisch und mit professionellen Computerprogrammen Dämmstärken von Wänden berechnet, belegen diese Werte mit der Thermokamera, erstellen Kostenpläne für unterschiedliche Beleuchtungseinrichtungen, analysieren Schwachstellen anhand von Fotos eines Firmenrundgangs und werden über Fördermöglichkeiten im Finanzwesen informiert. Low-Level ist das nicht mehr, zumal man am Schluss auch mit einer Prüfung abschließt, die im Falle des Bestehens zu einem IHK-Zertifikat führt, das seinen Wert beim Aufstieg innerhalb der Firma und bei Bewerbungen behalten soll.
Der Kurs wird momentan in drei parallelen Gruppen an einem Abend in der Woche abgehalten und hat viele interessante Ergebnisse gebracht, die in die neue Runde, die wieder im Februar beginnt, eingespeist werden.
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Sieger in Wettbewerben
Erster Platz beim LEW Innovationspreis
LEW: Energiezukunft gestalten – Der Preis für neue Ideen
Mit dem LEW Innovationspreis will die LEW
- die Innovationstätigkeit speziell im Bereich des Klimaschutzes und der Energieeffizienz stärken
- Innovationen in der Region fördern und würdigen
- Kompetenzen der Region und des Wirtschaftsstandorts Bayern herausstellen
Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert!
Sieger der Allianz Umweltstiftung
Deutscher Klimapreis der Allianz Umweltstiftung: Staatliche Berufsschule Mindelheim
Die Berufsschule Mindelheim ist mit ihrem Energieeffizienzkurs Sieger der Allianz Umweltstiftung.
Der Preis ist mit 10 000 Euro dotiert!
Sieger als Energiesparmeister
Bayernweit Platz 1 – Deutschlandweit Platz 2